
Frontiera Est ist das erste Projekt auf nationaler Ebene, das sich der Valorisierung zu Bildungs- und Tourismuszwecken der im Laufe des 20. Jahrhunderts an der italienischen Ostgrenze errichteten Verteidigungsanlagen widmet. Nach Italiens Beitritt zur NATO im Jahr 1949 kam der Grenze zwischen Italien und dem sozialistischen Jugoslawien eine entscheidende Rolle zu, denn sie wurde zu einer der zentralen Trennlinien zwischen der westlichen Welt und dem sozialistischen Block. Der Generalstab der italienischen Landstreitkräfte begann daraufhin mit der Vorbereitung eines durchdachten Verteidigungssystems, um einer möglichen Invasion der Roten Armee zu begegnen, die über Jugoslawien oder das neutrale Österreich hätte erfolgen können.
Um für diesen Fall vorbereitet zu sein, wurde ein komplexes Verteidigungssystem aus unterirdischen Bauwerken errichtet. Entlang des Alpenbogens wurden größtenteils Befestigungsanlagen aus den 1930er und 1940er Jahren (Teile des sogenannten „Alpenwalls“) wiederverwendet: imposante, direkt in den Fels gehauene Bunker, von denen sich einige auch über einen Kilometer erstrecken. In der friaulischen Ebene hingegen wurden neue Bauwerke errichtet, in den meisten Fällen innerhalb von städtischen Zentren.
Das am stärksten befestigte Gebiet war die sogenannte „Schwelle von Gorizia“, ein weites flaches Gebiet, das von der Stadt Gorizia (Görz) zur friaulischen Ebene verläuft. Die Gesamtausdehnung des Verteidigungssystems ist beeindruckend: Im Norden von Friaul-Julisch Venetien, Venetien und Trentino-Südtirol gibt es mehr als achthundert Bauwerke, zu denen die mehr als neunhundert in der friaulischen Ebene hinzukommen. Die Anlagen wurden bis zum Ende des Kalten Krieges vom italienischen Heer kontrolliert, das sich aus Wehrpflichtigen aus dem ganzen Land zusammensetzte, bis das Verteidigungssystem außer Betrieb genommen und die Anlagen aufgegeben wurden. Bisher wurden nur neun dieser Bauwerke für touristische und pädagogische Zwecke wiederhergestellt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht: sieben in Friaul-Julisch Venetien, eines in Venetien und eines in Trentino-Südtirol. Darüber hinaus wurden im Karstgebiet bei Monfalcone Wanderwege angelegt, die es ermöglichen, zahlreiche Befestigungsanlagen in diesem Gebiet von außen zu besichtigen.
ZU BESUCHENDE STRUKTUREN

Der Alpenwall
Die Arbeiten daran wurden auch nach Kriegsbeginn fortgesetzt und im Herbst 1942 endgültig stillgelegt. Insgesamt wurden sowohl im friaulischen Alpenraum als auch in Südtirol fast vierhundert und im Cadore etwas mehr als dreißig Befestigungsanlagen errichtet. Diese als „Werke“ bezeichneten Anlagen wurden in „Sperren“ zusammengefasst.
Der Alpenwall kam nie tatsächlich zum Einsatz und nach Kriegsende wurden die Bauwerke, aus denen er bestand, endgültig aufgegeben. In weiterer Folge entschied anfangs der 1950er Jahre der Generalstab der italienischen Landstreitkräfte einen Teil davon aufgrund der neuen Verteidigungsanforderungen, die sich mit dem Beginn des Kalten Krieges ergaben, wieder zu nutzen.
Das Befestigungssystem des Kalten Krieges
Insgesamt wurden in Friaul-Julisch Venetien mehr als tausend, in Südtirol mehr als hundert und in Venetien etwa zehn Befestigungsanlagen reaktiviert bzw. neu gebaut. Diese wurden im Alpenraum zu sogennanten „Sperren“ und in der Ebene zu „Werken“ zusammengefasst. Die reaktivierten Sperren des Alpenwalls bestanden aus großen Bauwerken mit mehreren Stellungen für Maschinengewehre und Panzerabwehrkanonen. Die Sperren, die neu errichtet wurden, und die Werke in der Ebene hatten hingegen einen anderen Aufbau und bestanden aus einzelnen Stellungen für Maschinengewehr oder Panzerabwehrkanonen.
Die Sperren und die Werke wurden vom italienischen Heer über dreißig Jahre lang kontrolliert und instandgehalten, bis sie ab Beginn der 1980er bis Anfang der 1990er Jahre sukzessive aufgegeben wurden.